Review by Andreas Lechner forthcoming (2024)

Der 2020 an den Folgen einer Covid-Infektion verstorbene spanische Architekt, Architekturtheoretiker, Kritiker und Hochschulprofessor Carlos Martí Arís (1948-2020) stellte 1988 seine Doktorarbeit über „La Tendenza“ unter der Betreuung von Giorgio Grassi – neben Aldo Rossi der bekannteste Vertreter dieser italienischen Architekturströmung der 1970er Jahre – fertig. Als Gründungsmitglied und stellvertretender Herausgeber der Zeitschrift 2C Construccion de la ciudad war Martí mit den wichtigsten Stimmen der damaligen Architekturszene bestens vertraut, seine intellektuellen und persönlichen Beziehungen zu Italien, das für die Tendenza so charakteristische Engagement für Geschichte und Stadt und seine daraus resultierenden Forschungs- und Lehraufenthalte am Politecnico di Milano waren dabei ebenso von zentraler Bedeutung. Grassi schrieb auch eine kurze Einleitung, die in der 1990 publizierten italienischen und der 1993 publizierten spanischen Überarbeitung der Dissertation abgedruckt wurde und sich auch in der nun erstmals vorliegenden englischen Übersetzung findet, die 2021 im Pariser Verlag Éditions Cosa Mentale zeitgleich mit einer ins Französische übersetzten Ausgabe – erschienen ist.
Die von der italienische Architektin und Verlagsmitbegründerin Claudia Mion gemeinsam mit Martís engem Freund und Kollegen Fabio Licitra herausgegebene, in weißem Soft-Cover und reduziert in Schwarz-Weiss gehaltene Publikation (Grafik Design von Spassky Fischer) enthält durchgängig neu angefertigte Planzeichnungen für die zahlreichen von Martí verwendeten Projekte. Neu ist außerdem Rafael Moneos Vorwort, das Carlos Martí Arís‘ architekturtheoretische Abhandlung als wohl gründlichste Durchdringung des schwierigen Konzept des Typus (im Umfeld der zahllosen Tendenza- und Typus-Texte) lobt. Für Moneo – auf dessen architekturtheoretischen Schlüsseltext „On Typology“ (1977) Martí auch am Ende seines dritten Kapitels eingeht – verknüpft das Buch eine Epistemologie der architektonischen Disziplin – als sachverständig-kritische Betrachtung der baulichen Welt über lange Beobachtungszeiträume hinweg – mit „typologischem“ Entwerfen bzw. der prozesshaften Entwurfsideologie der „Tendenza“ als bewusste Bezugnahme auf (immer wiederkehrende) Typologien der (immer schon) vorhandenen Stadt. Diese Verknüpfung argumentiert für eine Logik der Form, die sich nur im Dialog von Text und Zeichnung – vornehmlich Pläne zahlreicher Projekte aller Epochen und vereinzelte Schwarzweißfotografien – erschließt und die Kapitel durchlaufend illustrieren. Moneo bezweifelt nicht, dass das so tiefgreifend verknüpfte Wissen im Buch für Architektinnen und Architekten auch heute noch ebenso fundamentale wie wertvolle Lektionen bereitstellt, allerdings kann er sich Martís optimistischer Sicht auf die Erneuerung der Disziplin durch das Konzept des Typus naturgemäß nicht mehr anschließen.
Carlos Martí Arís: Variations of Identity. Type in Architecture, Paris: Éditions Cosa Mentale 2021



ISBN 9782491039042

Paperback, English, 272 Pages












ARCHITEKT ANDREAS LECHNER
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