Master’s thesis

Matthias Wild: Factory for Collective Dwelling Matthias Wild (2017)




“Die Architektur des Wohnens befand sich immer im Konfliktfeld zwischen sozialen Normen und der Möglichkeit des Rückzugs. In unserer post-digitalen Zeit stehen wir nun am Kreuzungspunkt von vollständiger physischer Isolation und absoluter gesellschaftlicher Inklusion. Heutige Wohngemeinschaften begründen sich natürlich primär in der ökonomischen Notwendigkeit, durch das Teilen von Räumen Kosten einzusparen. Jedoch schaffen sämtliche dieser Wohnformen Qualitäten, die über reine Zweckgemeinschaften hinausgehen: Neben dem Mehrwert des sozialen Austauschs ermöglichen sie es zu leben, ohne an materielle Dinge oder andere Mitglieder des Haushalts gebunden zu sein. Es besteht weder die Notwendigkeit, Möbel oder andere Utensilien selbst zu besitzen, noch Verpflichtungen zum Verbleib in der Gemeinschaft. Dies drückt in höchstem Maße das Streben nach Unabhängigkeit aus, das unsere Zeit prägt. Der starre Wohnungsmarkt steht ohnehin in starkem Kontrast zu den hyperflexiblen Anforderungen an den modernen Dienstleister. Gemeinschaftliche Wohnformen können hier eine Entspannung bringen, die das Verhältnis zwischen Bewohner und Haus völlig neu definiert. Der architektonische Raum bildet dabei den stillen Rahmen, in dem der Mensch sowohl als soziales Wesen, als auch als Individuum selbst existieren kann. Verortet im oberösterreichischen Steyr, wird ein neoklassizistischer Industriebau aus dem frühen 20. Jahrhundert zu einem gemeinschaftlichen Wohnkollektiv umgenutzt. Auf Basis einer tiefgreifenden Analyse der Bausubstanz werden die erkannten Qualitäten herausgearbeitet und in einen architektonischen Entwurf übersetzt. In ein Ensemble aus ähnlichen Bauten eingebettet, ist das Gebäude eng mit der Geschichte des Stadtteils Wehrgraben verknüpft, der, trotz Zentrumsnähe, nach der industriellen Blütezeit des 19. Jahrhunderts jahrzehntelang ein Randdasein fristete. Seit den 1980ern, spätestens aber seit der Gründung eines Fachhochschulcampus in leerstehenden Industriebauten, wird der Bezirk sukzessive gentrifiziert. Einer Haus-im-Haus-Strategie folgend, wird die Bausubstanz behutsam aufgewertet. Das in den 1920ern hinzugefügte Satteldach wird entfernt, um das Alleinstellungsmerkmal des Gebäudes im Kontext zu betonen. Atmosphäre und Tektonik bestimmen dabei maßgeblich die Wahrnehmung von historischer Kontinuität, die Typologie wird als Systematik definiert, welche die Invarianz in der Morphologie sucht. Im direkten Übergang von typologischer Forschung zum architektonischen Entwurf wird der Zusammenhang zwischen Analyse und Entwurf hergestellt. In der Notwendigkeit, in der Programmierung individuelle Rückzugsräume zu schaffen und diese mit einem größtmöglichen Gemeinschaftsbereich zu kombinieren, werden die Privaträume der Bewohner in drei baumartigen Skulpturen organisiert, eine vierte beinhaltet weitere Allgemeinfunktionen. Proportionierung und Ausstattung sowohl der Einzelzimmer, als auch der anteilsmäßig genutzten Kommunalflächen sind dabei maßgebliche Einflussfaktoren für ein qualitätsvolles Zusammenleben.” 


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(16 2017)

ARCHITEKT ANDREAS LECHNER
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